29.01.2014

Ein Kommentar zum Artikel "Das geschwächte Geschlecht" aus der ZEIT

Kein Junge kommt als „Macho“, „Weichei“ oder sonstwer auf die Welt. Er wird, genauso wie jedes Mädchen auch, seine Persönlichkeit selbst „finden“ müssen und dabei auch entdecken, wie er sich als Mann fühlen und präsentieren möchte. Bei seiner „Suche“ ist er auf die Vorbilder angewiesen, die sich ihm zeigen und die sich seinen Fragen stellen. Fernab jeder Idole sind die bedeutsamsten Vorbilder immer noch die Männer und Frauen aus seinem unmittelbaren Lebensumfeld.

Ein jeder Junge wird sich auch brennend dafür interessieren, wie denn die Erwachsenen ihre Geschlechtsidentität sehen, wie sie miteinander umgehen, ob sie sich unterstützen oder bekriegen, ob sie Lösungen suchen, streiten oder Macht haben wollen.

Absolut lesenswert finden wir den Beitrag aus der ZEIT vom 2. Januar 2014 („Das geschwächte Geschlecht“) gerade deshalb, weil hier in einer inhaltlich hervorragenden journalistischen Arbeit auch der „Ton“ stimmt. Männer haben enorme Probleme und alle Frauen, die diese Männer lieben und mit ihnen das Leben meistern wollen, werden davon in Mitleidenschaft gezogen. Auch für die Frauenbewegung beileibe kein Grund zum Jubeln.

Hier wird von den beiden Autorinnen keine neue Offensive im „Kampf der Geschlechter“ eingeläutet, keine Häme ausgeschüttet, verbale Racheakte ausgetragen oder besserwisserische Parolen ausgegeben, wie wir das leider so oft lesen können, gerade auch wenn Männer als Autoren und Wortführer auftreten.

Die zentrale Botschaft der Autorinnen lautet, dass es heutzutage mehr denn je auf die Kommunikationsfähigkeit ankommt, und dass hierfür ein guter Zugang zur eigenen Befindlichkeit, zu den eigenen Gefühlen notwendig ist. Das belegen sie mit Zahlen, Statements und Kommentaren, und vor allem zeigen sie gleich selbst, auf was es bei einer gelingenden Kommunikation ganz besonders ankommt: den Empfänger einer Meinung oder Nachricht nicht als Objekt für Befehle, Forderungen und Maßregelungen zu betrachten, sondern ihn als Subjekt, als Mitmensch, als Partner für einen Dialog zu gewinnen.

Würden wir erwachsenen Männer und Frauen uns mehr in dieser Weise begegnen, austauschen und um Lösungen streiten, unsere Jungs (und Mädchen) wären sicher auch stolz auf uns. Und dann ist es noch leichter, einem Vorbild nachzueifern.

Jürgen Pilz, Männer für morgen


Hier geht es zum Artikel aus der ZEIT vom 4.1.2014

www.zeit.de/2014/02/maenner-krise-maennerbewegung/komplettansicht