Ikaros landet

Den Jungen ermöglichen, ihre Würde zu finden ist eine wichtige Aufgabe der erzieherisch-begleitenden Arbeit mit männlichen Kindern. Eine Würde, die sich aus sich selbst heraus bilden kann, aus ihrem Selbst-Bewußt-Sein.

Diese Erkenntnis hatte ich nach gut 15 Jahren Jungen- und Männerarbeit in Dresden. Ein wertschätzender, respekt- und liebevoller Umgang der Geschlechter ist nur möglich, wenn Kinder wertschätzend, respekt- und liebevoll aufwachsen können. Dazu gehört auch ein persönliches Hineinwachsen und Entfalten ihrer Geschlechtsidentität. Für die Herausbildung braucht es einen lebendigen Kontakt zu weiblichen und männlichen Vorbildern im Alltag, die anfass- und auch angreifbar sind.

 

1997 gründete ich eine Männergruppe, weil mir bewusst geworden war, dass ich auf viele wichtige Lebensfragen immer Antworten von Frauen bekommen hatte. Diese waren „irgendwie“ nicht stimmig.

Wichtige Erkenntnis aus dieser Zeit war: Männer haben gleiche Lebensaufgaben, stellen gleichartige Fragen und tragen ähnliche Verletzungen. UND sie haben das Gefühl, damit allein zu sein, weil sie nicht gewohnt sind, darüber zu reden.

Anti-Gewalt-Trainings, Märchen und Workshop: „Die Entdeckung des Penis“

Aus dieser Erkenntnis begann 1998 dann meine Jungenarbeit: Jungenfreizeiten, Anti-Gewalt-Trainings, Einzelfallhelfer und verschiedene Projekte.

Ein wichtiger Persönlichkeitsanteil von mir ist Künstler und so arbeitete ich mit den Jungen oder männlichen Jugendlichen oft bildhaft, z.B. zu der Frage: „Wie wollt ihr mit 30 Jahren leben?“. Oder ich nutze die Bildideen zum Märchen „Der Eisenhans“, um mit den Kindern über persönliche und gesellschaftliche Männerbilder ins Gespräch zu kommen.

Im Laufe der Jahre veränderte sich mein Arbeitsschwerpunkt von Konfliktbewältigung und Problemlösungen zu Information, Aufklärung und Prävention. Auch dabei steht mir die Kunst dienstbar zur Seite.

Ich begann Märchen für Jungen zu erzählen, und im Zuge meines Wirkens beim Jungen- und Männerprojekt „JuMP“ des Deutschen Kinderschutzbund e.V., OV Dresden (DKSB) entstand ein Workshop: „Die Entdeckung des Penis“. Jungen bekommen hier einen empathischen Raum geboten, in dem sie sich zeigen können, in dem sie sich mit ihrem sexuellen Heranwachsen vertraut machen dürfen. Besonders hier brauchen Jungen Wertschätzung und Würde.

 "Und dann fiel eine große Scherbe von oben herunter ...“ 

2006 vollendete ich ein Buch-Projekt über die Lebenswirklichkeit von Jungen und Männern. Das Buch „Und dann fiel eine große Scherbe von oben herunter ...“ enthält Geschichten und Bilder zu den oben beschriebenen Themen und erzählt von der Arbeit mit Dresdner Jungen. Es wurde vom DKSB getragen und finanziert durch das Sächsische Ministerium für Soziales. Aktuell arbeite ich mit einem Kindergarten in Dresden zusammen, um das Thema „Jungenspezifische Begleitung von Kindern“ bewusster in die Arbeit integrieren zu können.

Ikaros landet...

...ist mein künstlerisches Grundthema: Er fliegt jahrelang über die Meere, lernt mit dem Albatros um die Wette segeln, sein Gesicht wandelt sich in einen Vogelschädel und er landet, überschlägt sich, die Erde heißt ihn willkommen. Er steht auf, streift die Flügel ab und geht, wohin ihn seine Nase treibt. Er gründet eine Familie, bestellt seinen Garten und als ihn sein Sohn fragt: „Papa, weshalb können Vögel fliegen und wir nicht?“ baut Ikaros mit seinen Kindern wieder Flügel. Es ist gut, fliegen zu können, wenn man ein zu Hause hat. (gekürzt)


Frank-Ole Haake
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