Unser Koordinator Maximilian von Düring über das Väterzentrum Berlin e.V.

Als Vater zweier Kinder war ich von Anfang an begeistert vom Konzept des Väterzentrums Berlin. Angetan hat es mir vor allem das sensibel und überlegt formulierte Ziel des Väterzentrums: Entfaltung des Potenzials von Väterlichkeit – und zwar abseits von klischeehaften Rollenfestlegungen.

Das 2007 gegründete Projekt will statt weiteren zwanghaften Schubladen wie „So müssen Väter sein“ oder „So dürfen Väter auf keinen Fall sein“ Räume anbieten, in denen Männer ihre individuelle Väterlichkeit leben, entwickeln und entfalten können. Aus dieser Sicht heraus entwickelte das Team um Eberhard Schäfer und Marc Schulte den Ansatz „Räume bieten für die Entfaltung von Väterlichkeit“, das in dieser Form bundesweit einzigartig ist. Hier findet im Sinne der Entwicklung vielfältiger Väterrollenentwürfe Austausch und Vernetzung mit anderen Vätern statt und natürlich gibt es auch offene Räume für ein gemeinsames Erleben mit den Kindern.



Jungen erleben den Vater abseits von starren Festlegungen neu
Das Erleben individueller Väterlichkeit ist dabei kein Selbstzweck, und hier liegt auch die Verknüpfung zu unserer Initiative „Männer für morgen“: Ziel des Väterzentrums ist es, die Entwicklung vom Jungen zum Mann durch das aktive Erleben von Männlichkeit und Väterlichkeit real und alltagstauglich zu fördern und zu unterstützen. Damit bekommen die Jungs die Gelegenheit, sich in und mit dieser gelebten Erfahrung zum Mann entwickeln zu können – und zwar abseits der oft negativ konnotierten Zuschreibungen als „Übervater“ oder „abwesender Vater“ oder von vorläufigen und schädlichen Identifikationen mit primitiver oder entemotiona­lisierter Männlichkeit, wie wir sie etwa aus Showbizz oder Pornographie kennen.

Bei den Veranstaltungen des Väterzentrums Berlin wie z.B. Vater-Kind-Reisen und -Wochenenden erleben Jungen nicht nur ihre eigenen Väter, sondern auch andere Väter in Interaktion untereinander und mit ihren Kindern. Für den Jungen wird sein Vater dadurch nicht nur in seiner festgeschriebenen Rolle etwa als Berufstätiger und Partner von Mama erkennbar. Ein lebendiger und neuer Blick auf den eigenen Vater – lebendig wie Vaterschaft selbst, nie starr und festgelegt, kann so entstehen.

Das kann ich als Vater im täglichen Erleben mit meinen Kindern nur bestätigen: Vaterschaft ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess, kein fester Status Quo. Lebendige Vaterschaft ist herausfordernd: Das Väterzentrum Berlin leistet einen maßgeblichen Beitrag, Männer – Jungs (und Mädchen) auf ihrem Weg zu unterstützen.



Seit 2007 fester Bestandteil der sozialen Berliner Landschaft
Das Konzept hat überzeugt und ist nun schon seit 2007 ein fester Bestandteil der sozialen Berliner Landschaft. Als eingetragener Verein mit Standort Prenzlauer Berg wird es vom Land Berlin mit einem Betrag von insgesamt knapp 100.000 Euro gefördert. Im Verein sind etwa 30 Väter Mitglieder. Außerdem verfügt das Väter­zentrum über zwei in Teilzeit beschäftigte hauptamtliche Mitarbeiter sowie eine Mitarbeiterin im Büro.

Väterzentren sind nicht nur Anlaufstationen für Männer in Not
Das Väterzentrum unterstützt die Gründung von Väterzentren in anderen Regionen. Aus ihrer Erfahrung ist es hierbei allerdings sehr wichtig, die richtigen Protagonisten zu finden, die einerseits mit dem Herzen dabei sind und andererseits kein festes geschlossenes Bild von Männlichkeit oder Väterlichkeit haben. Die zweite Herausforderung für die Gründung eines Väterzentrums ist eine konsequente Aufklärung über Ziele und Ausrichtung – auch im Sinne guter Öffentlichkeitsarbeit: denn Väterzentren werden oft miss­verstanden als Anlaufstation für notleidende Väter oder lediglich als rechtliche Unterstützung wahrgenommen. Das sich dahinter vor allem ein Treffpunkt für Väter außerhalb von existenziellen Grenzsituationen verbirgt, ist leider immer noch schwer vermittelbar und braucht einen klaren konzeptionellen Ansatz, so die Erfahrung der Berliner.



Ausweitung der Öffnungszeiten für noch mehr Beratungsangebot
Für die kommenden Jahre wünscht sich das Väterzentrum Berlin die Fürsprache glaubwürdiger Personen des öffentlichen Leben und der Wissenschaft, um das Anliegen und die Idee des Projekts gesamtgesellschaftlich bekannt und akzeptiert zu machen. Aufgrund des ständig wachsenden Interesses am Väterzentrum (2012 kamen über 7.000 Besucher!) arbeitet das Team mit der derzeit vorhandenen personellen und materiellen Ausstattung am Rande der Kapazitätsgrenze. Ziel ist daher eine Ausweitung der Öffnungszeiten und der Ausbau der Kapazität für die Beratungsarbeit. Dazu braucht es eine bis anderthalb Vollzeitstellen zusätzlich. Man sieht es deutlich an den Besucherzahlen – das Väterzentrum Berlin hat den Nerv der Zeit getroffen.

Ich unterstütze dieses Projekt und informiere mich regelmäßig über die neuen Aktivitäten – auf der Website www.vaeterzentrum-berlin.de, auf der sich auch diverse informative Texte zum Thema Vaterschaft finden.

Ihr Maximilian von Düring