GenerationenWerkstatt

Volker Baisch über die GenerationenWerkstatt

Ich sitze im Bus und höre zwei Jungen, etwa 13 Jahre alt, beim Gespräch zu. Überraschenderweise erfahre ich, dass sie sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen. Sieh mal an, und das mit 13. Geld verdienen, höre ich, ist wichtig. Nicht zu eintönig soll es sein. Sie sprechen vom Bankkaufmann, der gut verdienen würde und vom Ingenieur, der allerdings ein Studium braucht. Auch über die Müllabfuhr, Lehrer werden und Berufssoldaten erzählen sie sich. Vom Handwerker allerdings keine Spur. Egal ob Tischler, Elektroniker, Kfz-Mechaniker oder Metallbauer, diese Berufe scheinen den beiden völlig unbekannt zu sein.

Dass das nicht so sein muss, zeigt mir die GenerationenWerkstatt, ein Projekt, das im September 2013 startet und bereits Teil unserer Initiative ist. Denn diese Idee aus der Region Osnabrück-Emsland möchte den Jungen zwischen 11 und 15 Jahren die Gelegenheit bieten, das Handwerk als spannendes Betätigungsfeld zu entdecken.

Und das geht so: Jugendliche arbeiten in der Werkstatt eines am Projekt beteiligten Handwerksbetriebs, lernen den Betrieb und die Arbeit dort kennen und schaffen in aktiver Mitarbeit etwas Neues, etwa ein Produkt, das vorher von dem Unternehmen noch nicht angeboten wurde. Im Unterschied zu einem gewöhnlichen Betriebspraktikum wird ein erfahrener ehemaliger Betriebszugehöriger im Ruhestand die männlichen Jugendlichen bei der Arbeit unterstützen und wichtige Fähigkeiten vermitteln. Durch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten eröffnet diese Person den Jungs einen Raum, in dem sie sich ausprobieren, Neues entdecken und gestalten können.

Ergänzend zu den schulischen Lernfeldern
Die GenerationenWerkstatt findet als begeisternde Aktivität in den beteiligten Unternehmen statt. Jungen können ergänzend zu ihren schulischen Lernfeldern zeigen, welche Fähigkeiten und Potenziale in ihnen stecken. Sie erhalten Aufgaben, an denen sie wachsen und von der Erfahrungswelt der älteren Generation profitieren können. Die teilnehmenden Handwerksbetriebe stellen Räume, Werkzeuge und Know-How zur Verfügung. Damit das Projekt realisiert werden kann, braucht es erstens Handwerksbetriebe und zweitens Ruheständler oder vielmehr „Un-Ruheständler“ mit der Bereitschaft, mit den Jungen zu arbeiten. Und natürlich braucht es Jungen, die neugierig und bereit sind, sich in diesem Projekt zu engagieren.

„Un-Ruheständler“ als männliche Vorbilder
Die Vorteile liegen auf der Hand: die „Un-Ruheständler“ fungieren als konkrete männliche Vorbilder, die in der Jungenwelt häufig fehlen und wichtig für ihre Entwicklung sind. Indem die Jungen wichtige Kontakte zu den Handwerksbetrieben knüpfen, erhalten sie außerdem Orientierung und Anregung für ihre Berufsfindung und eine Zukunftsperspektive. So werden sie selbstbewusster und selbstständiger und entwerfen erste eigene Bilder, wie eine berufliche Zukunft aussehen könnte. Insgesamt ist das eine runde Sache.

Ein Projekt mit vielen kompetenten Beteiligten
Die einzelnen GenerationenWerkstätten werden zentral koordiniert und sind miteinander vernetzt. Viele engagierte Mitspieler machen dieses Projekt möglich. Dazu gehört auch die Ursachen-Stiftung als Initiator und Koordinator. Sie spricht die Unternehmen an, stellt den Kontakt zu den Schulen her und unterstützt diejenigen Männer, die sich freiwillig engagieren. Sie kümmert sich auch um die interne Kommunikation sowie die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit.

Die Handwerkskammer Osnabrück-Emsland ist als Kooperationspartner „Türöffner“ zu den einzelnen Unternehmen, mitsamt den Kreishandwerkerschaften, die als Multiplikatoren in den einzelnen Handwerksinnungen fungieren. Die Väter gGmbh ist Projekt- und Kompetenzpartner und berät die Stiftung strategisch und inhaltlich im Rahmen der Projektwerkstatt. Aus ausgewählten Schulen kommen Gruppen von 6 bis 8 Jungen, die Interesse an der GenerationenWerkstatt haben. Eltern erfahren in einem Workshop die Hintergründe und Ziele des Projektes. Es ist ein Projekt, das mit viel Herzblut auf den Weg gebracht worden ist und Unterstützung verdient.

Start im September 2013
Das Projekt startet in der Modellregion Osnabrück-Emsland und soll sich in den nächsten Jahren auf weitere Regionen ausweiten. Es ist bundesweit für Handwerkskammern und Kreishandwerkerschaften und Partner vor Ort umsetzbar. Daher sind Handwerkskammern und Kreishandwerkerschaften bundesweit, Schulen in den jeweiligen Regionen sowie Stiftungen/Förderer für die Koordination und Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen Regionen aufgerufen, sich zu melden – damit in den Schulbussen künftig so mancher 13-jähriger auch über den Traumberuf als Handwerker spricht.

Mehr Informationen finden Sie unter www.ursachenstiftung.de

Ihr Volker Baisch